JOBPROFILE | Schatzmeister*in

Die Rechenkünstlerin

Zahlenmenschen sind rar gesät – angeblich. Darum ist der Posten der Schatzmeister*in oft schwer zu besetzen. „Kriegt man mit Offenheit und Zielstrebigkeit hin“, sagt eine, die es wissen muss: Bärbel Stahlhut von der TSG Sprockhövel.

Autorin: Nicole Jakobs | Fotos: Andrea Bowinkelmann


Mit Einritt ins Rentnerleben wünschen sich viele Menschen ein Ehrenamt, das nicht das Geringste mit ihrem früheren Beruf zu tun hat. Bärbel Stahlhut ist da anders: Sie macht einfach nahtlos weiter. Ihr früherer Beruf: Steuerinspektorin (heutzutage Diplom-Finanzwirtin) beim Finanzamt in der Rechtsabteilung, zuständig für Einsprüche oder Klagen. „Gute Voraussetzungen für mich als Schatzmeisterin“, lacht sie. „Verträge genau lesen, daraus Nachfragen entwickeln, die Auswirkungen überschauen“, das bringe sie aus ihrem Beruf mit.

Herausforderung Gesamtübersicht

Die 71-jährige ist Herrin über die Finanzen des TSG Sprockhövel mit annähernd 3500 Mitgliedern. Das macht sie alleine, mit Unterstützung der Geschäftsstellenleiterin. Zwar wendet die TSG das Ressortprinzip an, nicht jedoch bei der Kasse. „Es ist gut, wenn jemand den Gesamtüberblick hat“, sagt sie. „Bei Finanzen wirkt sich ja alles aus. Es gibt beispielsweise Musterverträge, die leicht zu nutzen sind, aber Geschäftsführung und Geschäftsstelle müssen darauf achten, ob alle Anhänge da sind: Verschwiegenheitserklärung oder erweitertes Führungszeugnis oder ähnliches.“ Außerdem kümmert sich der/die Finanzverantwortliche bei der TSG um Budgetüberwachung. „Unsere Turner wünschen sich im Moment eine Air Track-Matte, die kostet 7000 Euro. Das muss geklärt werden.“


 

Die Frau der Zahlen: Bärbel Stahlhut überblickt alle Details in ihrem Großverein.


So viele umfangreiche Aufgaben für eine Person: Das hemmt eine mögliche Nachfolge. Gerne würde Bärbel Stahlhut jemanden einarbeiten. Aber potenzielle Nachfolger stecken noch mitten im Beruf, da ist wenig Zeit für ein umfangreiches Ehrenamt.

Mit Courage, Hartnäckigkeit und Qualifizierung

Muss ein Schatzmeister, eine Schatzmeisterin überhaupt aus dem Beruf kommen? „Nein. Viele Vereine zeigen, dass jemand, der nicht von den Zahlen kommt, sich da reindenken kann“, findet sie. Wer offen und hartnäckig ist, könne sich viele Finanz-Fakten aneignen. „Ich habe mich beim Finanzamt auch mit Vereinen beschäftigt. Trotzdem weiß ich Vieles nicht und mache mich bei Fragen sachkundig im Internet. Das bestätigt meine Vorannahme oder ich lerne etwas Neues dazu.“

 

WEITERE INFOS

Das Zertifikat „Schatzmeister*in“ befähigt auch Zahlen-Ungeübte für die Aufgaben im Verein. Die 30 Lerneinheiten sind speziell auf die Vereinspraxis abgestimmt.

KURZ&GUT-Seminare geben zusätzlich Einblicke in besondere Themen, etwa „Versicherungen und Versicherungsrecht“.

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TSG 1881 Sprockhövel
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