SPORTEHRENAMT ÜBERRASCHT! IN PINK

Der einzige Mann in einer reinen Frauengruppe: Michael Riemer wurde als Steuermann und „Super-Unterstützer“ von der Drachenboot-Abteilung Pink Patrol des Polizeisportvereins Ruhr geehrt.


Text Nicole Jakobs | Fotos Polizeisportverein Ruhr


Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen: Jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens daran, jede dritte Erkrankte verstirbt. Entschuldigen Sie, dass wir unsere Geschichte mit dieser schlechten Nachricht starten – wir versprechen Ihnen, dass sie schöner wird.

Empfahl man früher Krebserkrankten Schonung, hat sich die ärztliche Meinung inzwischen komplett geändert: Bewegung, ohne sich zu überfordern, verbessert die Leistungsfähigkeit, die Muskelkraft, die Lebensqualität und lindert die Müdigkeit („Fatigue“) und auch die Angst. Ein Sport, der für brustkrebsbetroffene Frauen besonders empfohlen wird, ist das Paddeln. „Dadurch wird der Lymphfluss wieder angeregt“, erzählt Britta Weber, „entweder Kompressionsstrumpf oder Paddeln.“ Britta Weber, Itti genannt, ist Trainerin, Abteilungsleiterin und Steuerfrau des Pinken Drachenboot-Paddelns beim Polizeisportverein Ruhr. Und selbst betroffen. 2016 stieß sie auf den Verein, der diesen neuen Sport seit 2010 anbietet – als erster in Deutschland. Bald darauf gründete sie die eigenständige Abteilung Pink Patrol.

Sport und Selbsthilfe

Der Polizeisportverein Ruhr zählt rund 80 Mitglieder – 28 davon sind Brustkrebserkrankte. Das Alter der Frauen liegt zwischen 40 und 75 Jahren. Trainiert wird ein- bis zweimal die Woche für je zwei Stunden. Einige Damen sind seit 2010 dabei. Andere verlassen den Verein irgendwann – oder versterben. „Unsere Fluktuation ist durch den Tod vielleicht höher als bei anderen Vereinen“, sagt Itti. „Wir sind natürlich nicht nur eine Sportgruppe, sondern auch eine Selbsthilfegruppe. Wir unterstützen uns gegenseitig, sind für uns da und trauern auch miteinander. Und fahren dann weiter Drachenboot.“ Weil die Pinken Paddler auch Regatten fahren, tragen sie ihre Botschaft hinaus (mehr zum Projekt). Sensibilisieren für die Krankheit, sind sichtbar. Inzwischen gibt es in Deutschland rund 35 Vereine, die Pinkes Paddeln anbieten. Ärzte und Soziale Dienste wissen inzwischen um die (körperlich und seelisch) unterstützende Kraft eines Drachenbootes.

Ehrung für den Mann am See

Aber zurück zu Pink Patrol aus Bochum. Das Pinke Team besteht natürlich aus Frauen – und einem einzigen Mann: Michael Riemer, Ehemann einer erkrankten Frau. Seit vielen Jahren unterstützt er das Team: als Steuermann, als starke Hand, die reparieren kann, als derjenige, der bei Wind und Wetter mit Itti am See steht, um den Drachen aufs Wasser zu kriegen.
 

„Es war absolut naheliegend, Michael für #SPORTEHRENAMT ÜBERRASCHT! anzumelden“, sagt die Abteilungsleiterin.


Seine Frau war eingeweiht, aber Michael wusste von nichts. Im Rahmen der Weihnachtsfeier knallte plötzlich die Konfettikanone los und Michael stand im verdienten Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Abteilung hatte das Überraschungspaket des Landessportbundes noch ergänzt: Michael bekam einen Gutschein für eine Weinprobe an der Mosel. „Er hat sich total gefreut“, freut sich auch Itti.

28 Teilnehmerinnen, zwei Ehrenamtliche. Reicht das – besonders weil Pink Patrol auch viele repräsentative Termine wahrnimmt? „Alle unterstützen mich. Ich brauche gar nichts zu sagen, meine Mädels stehen da. Ob Kuchenverkauf, Infostand im Krankenhaus, Hotelbuchungen, es findet sich immer jemand, der hilft.“ Vielleicht ist Pink Patrol in dieser Hinsicht kein klassischer Sportverein, sondern eher eine Schicksalsgemeinschaft. Aber was auch hier zählt, ist die Anerkennung der Engagierten.
 

„#SPORTEHRENAMT ÜBERRASCHT! ist eine total gute Idee. Man muss die Helferinnen und Helfer auch mal auszeichnen. Wir stehen da bei Wind und Wetter. Ohne uns ist kein Training möglich.“

 

 


Übrigens: Jeder Verein darf bei jeder Runde #SPORTEHRENAMT ÜBERRASCHT! weitere Ehrenamtliche nominieren!


 

 

         

 

 

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